Deepika-Artikel über Karte von Kerala
Bild: © Deepika
„Dem Jäger applaudieren, und gleichzeitig die Beute streicheln?“

Debatte in Indien über fairen Umgang mit Christen

Im indischen Bundesstaat Kerala möchte die indische Regierungspartei BJP 2026 an die Macht kommen – und setzt dabei auch auf die Stimmen der dort lebenden Christen. Doch die sind skeptisch.

Erstellt: 17.07.2025
Aktualisiert: 17.07.2025
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In einem scharf formulierten Leitartikel hat die Zeitung Deepika, die als Sprachrohr der Syro-malabarischen katholischen Kirche im südlichen Bundesstaat Kerala gilt, am vergangenen Montag der auf nationaler Ebene regierenden Bharatiya Janata Party (BJP) eine Politik doppelter Standards gegenüber Christinnen und Christen in Indien vorgeworfen. Während die Partei im Süden gezielt religiöse Gruppen an- und ihnen Schutz verspreche, diene sie in anderen Teilen des Landes als Wegbereiterin für deren Verfolgung – eine „tief demütigende“ Doppelmoral, so der Vorwurf.

In dem Leitartikel wird kritisiert, die BJP im Bundesstaat Kerala – wo offiziellen Angaben zufolge Christinnen und Christen rund 18 % der Bevölkerung ausmachen, 27 % muslimischen Glaubens sind – suche gezielt christliche Unterstützung, um bei der kommenden Wahl im Bundesstaat, die 2026 ansteht, Stimmen zu gewinnen. Gleichzeitig dulde oder fördere sie in nordindischen Staaten Übergriffe und Hass gegen Christen. Die BJP von Premierminister Narendra Modi präsentiere sich zwar in Staaten wie Goa und Kerala auf der Seite der Christen, fördere aber die Christenverfolgung in den nordindischen Staaten. Diese Doppelzüngigkeit sei äußerst beschämend, heißt es.

Von der BJP fordert Deepika daher, ihr Schweigen über die zunehmenden Attacken gegen Christen in vielen Teilen Indiens zu erklären. Die in vielen Bundesstaaten geltenden, strengen Anti-Konversions-Gesetz werden als Warnzeichen gesehen. Zudem wird auf einen einflussreichen BJP-Politiker im Bundesstaat Maharashtra verwiesen, der ankündigt hatte, Menschen finanziell zu belohnen, die gegen katholische Priester und Missionare vorgehen. Christen müssten dort nun in Angst leben – zum ersten Mal in der seit 1321 andauernden Geschichte des Christentums in dem Staat.

Der Politik-Analyst Suresh Kumar P.C. aus Kerala stufte gegenüber dem katholischen Portal Ucanews den Deepika-Leitartikel als schweren Rückschlag für die Annäherungsversuche der BJP zu den Christen in Kerala ein. Ihm zufolge arbeitet die Landes- und Bundesführung der BJP hart daran, mit christlicher Unterstützung politische Erfolge zu erzielen. Sollte das kirchennahe Blatt die Meinung der katholischen Bischöfe widerspiegeln, werde es für die BJP schwierig, die Christen zu überzeugen, ohne selbst klar Position zu beziehen, merkte er an.

Allerdings wies der Experte auch darauf hin, dass sich die katholischen Bischöfe in Kerala bislang mit Kritik an der Gewalt gegen Christen im ostindischen Bundesstaat Manipur sehr zurückgehalten haben – wohl auch, um die dort wie auf nationaler Ebene regierende BJP-Partei nicht zu verärgern. In Manipur bricht seit rund zwei Jahren immer wieder ethnisch motivierte Gewalt aus. Dabei sind bereits zahlreiche zu Tode gekommen, darunter viele Christen.

weltkirche.de mit Information von Deepika und Ucanews

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