Frere Alois (l.), und eine freiwillige Helferin beim Pflanzen neuer Weinstöcke für das Trappistenkloster Latrun am 16. Juli 2025 in Latrun (Israel).
Die Trappisten von Latrun setzen auf Hilfe von Freiwilligen

Freundschaft pflanzen nach schweren Waldbränden

Latrun  ‐ Den Trappisten im israelischen Latrun ist im Frühjahr eine Menge Wein verbrannt. Nun wird aufgeforstet – auch mit Hilfe von jüdischen Freiwilligen. Ein Geben und Nehmen: Hilfe gegen friedliche Momente in der Natur.

Erstellt: 14.08.2025
Aktualisiert: 18.07.2025
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Von Andrea Krogmann (KNA)

Einer der schlimmsten Waldbrände in der Geschichte Israels hat Ende April auch die Ländereien des Trappistenklosters Latrun hart getroffen. Das Feuer stoppte dank des unermüdlichen Einsatzes der Feuerwehrkräfte zwei Meter vor der Abtei, sagt Frère Athanase. „Und dank göttlicher Vorsehung, die den Wind in letzter Minute drehen ließ.“ Trotzdem fielen etwa ein Viertel der Olivenbäume und ein Drittel der Weinberge den Flammen zum Opfer. Mit jungen Reben will die Mönchsgemeinschaft ihre wirtschaftliche Zukunft konsolidieren. Denn neben Olivenöl ist Wein ihre Lebensgrundlage. Beim Aufforsten können sie auf tatkräftige Hilfe vieler Freiwilliger setzen – unter ihnen sind auch viele jüdische Israelis.

Von der Abtei geht es über den Feldweg und unter der Nationalstraße 3 hindurch, die in südwestlicher Richtung nach Aschkelon führt. 800 Meter Luftlinie vom Kloster brennt die Sonne erbarmungslos auf die tonige Erde. Der mineralhaltige Boden eignet sich besonders für den Anbau kräftiger Rotweine. „In den drei Tagen werden wir 11.000 Weinstöcke pflanzen“, sagt Frère Alois, in der Trappistengemeinschaft hauptsächlich für den Weinbau zuständig. Syrah, Shiraz, Merlot, Petit Verdot und Grenache sollen in die Erde. Die Freiwilligen stehen Schlange für die Arbeit, die alles andere als alltäglich ist. „Die Liste wurde geschlossen“, sagt Noga, die aus Tel Aviv gekommen ist.

Es sei nicht der erste Aufruf an freiwillige Helfer in der klösterlichen Landwirtschaft, sagt Frère Alois. Seit ein paar Jahren setze man auf die helfenden Hände und sei überrascht über die große positive Resonanz. „Die Menschen kommen aus Großzügigkeit, aber auch, weil ihnen die Verbindung von Juden, Christen und Muslimen wichtig ist. Auf dem Feld ist dieser Moment, wo alle zusammenarbeiten.“ Frère Athanase ergänzt: „Wir werden wertgeschätzt und schätzen unsererseits den Anderen.“ Mit dem Wein wird auch Freundschaft gepflanzt.

Eindruck hinterlassen

Es sei ein Geben und Nehmen, sind sich Mönche und Freiwillige einig. Die Gemeinschaft, die seit Kriegsbeginn wegen Blockaden auf viele palästinensische Mitarbeiter verzichten muss, profitiert enorm von dem Arbeitseinsatz. Im vergangenen Jahr hätten die Freiwilligen die Lese gerettet, sagen sie in Latrun. Zugleich schätzen viele der Helfer die friedliche Atmosphäre und die Verbundenheit mit der Natur.

Sie habe sich in die Gemeinschaft verliebt, sagt Noga. Scharona aus Kfar Saba und Yulia aus Kibbuz Maor bei Beit Schean stimmen zu. Die drei Frauen sind „Wiederholungstäterinnen“, nicht nur in Latrun. „Ich bin Fremdenführerin, die letzten zwei Jahre waren taff. Ich gebe durch Freiwilligenarbeit in der Landwirtschaft, von den Grenzen zu Gaza bis zu Nordisrael. Und die Mönche hier leiden wie alle, ohne Unterschied“, sagt Scharona. Auch Yulia ist Tourguide und hat früher oft Gruppen mit nach Latrun zu den Mönchen genommen. „Als nach Freiwilligen gesucht wurde, fühlte ich, dass ich helfen will – weil sie mir ja irgendwie auch bei meiner Arbeit geholfen haben.“

Gil geht noch einen Schritt weiter. Wie die Trappisten freiwillig in einem Land im Krieg zu bleiben, sei keine leichte Entscheidung. „Ich bin voller Bewunderung für diejenigen, die hier sind und nicht hier sein müssen“, sagt der pensionierte Polizist aus Modi'in. Er gehört zu der ersten Riege der Landwirtschaftsvolontäre in Latrun. Die Mönche haben einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bei dem Mann, der sich als „in jüdischer Tradition verankert, aber nicht religiös“ charakterisiert. „Seither habe ich viel gelesen über das Christentum.“

Erste Ernte frühestens in zwei Jahren

Das gemeinsame Pflanzen ist eine perfekte Gelegenheit, die Lebensweise der Mönche kennenzulernen, glaubt Frère Athanase. Er verweist auf den Stellenwert, den die Arbeit neben dem Gebet im Klosterleben einnehme, ora et labora eben, bete und arbeite.

Reihe für Reihe arbeiten sich Mönche und Freiwillige durch die trockene Erde, wächst der neue Weinberg. Metallstangen ragen in den Himmel. An ihnen sollen die Stecklinge einst ranken. Noch schützen Pappschalen die zarten Pflanzen vor Tieren und der Witterung. „2027, vielleicht auch erst 2028 werden wir an diesen Weinstöcken die ersten Trauben ernten“, erklärt Frère Alois. Bis die beim Brand verwundeten Olivenbäume wieder Frucht tragen, werden mindestens vier Jahre vergehen.

Bei dem Feuer wurden 30 Tonnen Trauben oder „anders formuliert: 15.000 Liter Wein“ zerstört, wie es heißt. Um die Durststrecke zu überwinden, müsse die Gemeinschaft in den kommenden Jahren besonders gut verkaufen. Während der Waldbrand ungewöhnlich schwer war, treten kleinere Waldbrände in der Region in der Hitzeperiode häufiger auf. In Latrun hat man erste Lehren aus dem verheerenden Feuer gezogen. Dank großzügiger Spenden habe man sofort das Bewässerungssystem wieder herstellen und einen eigenen Wasseranschluss für die Feuerwehr schaffen können, so Frère Athanase. Und: Anders als der Wein, der verbrannt ist, werden die neuen Reben in einem Feld weit weg von Waldrand und Abtei gepflanzt. „Im Fall eines Waldbrandes sind so die Chancen größer, das Feuer zu stoppen.“

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