Bundesaußenminister Johann Wadephul am 11. Mai 2025 in Jerusalem (Israel).
„Humanität und deutsche Interessen sind zwei Seiten der gleichen Medaille“

Außenminister Wadephulfordert mehr Geld für humanitäre Hilfe

Berlin  ‐ Deutschland kürzt die Gelder bei humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Und steht damit nicht allein. Außenminister Wadephul regt an, stattdessen gegen den Strom zu schwimmen.

Erstellt: 02.10.2025
Aktualisiert: 01.10.2025
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Nach Ansicht von Außenminister Johann Wadephul (CDU) sollte Deutschland im kommenden Jahr mehr Geld für die humanitäre Hilfe zur Verfügung stellen. „Unsere Interessen in der Welt zu wahren, hat einen Preis“, räumte der CDU-Politiker in einem Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch) ein. „Der Preis, das nicht zu tun, ist aber viel höher.“

Bei den Haushaltsberatungen sei die Frage zu stellen, ob Deutschland mehr in seine weltweiten Interessen investieren könne. „Humanität und deutsche Interessen sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Die Gefahrenabwehr und das Verhindern von weiteren Flüchtlingsströmen ebenso“, erläuterte Wadephul. „Wir können diese Punkte miteinander verbinden, wenn wir unser Interesse an umfassender Zusammenarbeit deutlich machen.“

Der Außenminister erklärte, die Vereinten Nationen litten darunter, dass sich andere zurückzögen, insbesondere die USA. „Das darf Deutschland als zweitgrößter Geber nicht auch noch machen. Wir werden die USA nicht ersetzen können, aber wir sollten schauen, wo es sinnvoll ist, eine Schippe draufzulegen“, erklärte Wadephul. Davon könne Deutschland profitieren, „etwa durch Zusammenarbeit in der Sicherheitspolitik, aber auch wirtschaftlich, bei der Versorgung unserer Unternehmen mit Rohstoffen, etwa mit seltenen Erden“, sagte der Außenminister. „Oder indem wir neue Handelspartner gewinnen und neue Absatzmärkte erschließen.“

Der von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) vorgelegte Etatentwurf sieht für das Auswärtige Amt im kommenden Jahr Ausgaben in den Bereichen humanitäre Hilfe und Krisenprävention von 1,4 Milliarden Euro vor, etwas weniger als in diesem Jahr. Auch die Ausgaben für Leistungen an die Vereinten Nationen und im internationalen Bereich sollen um 84 Millionen Euro auf rund 961 Millionen heruntergefahren werden.

Zugleich wurden bereits im laufenden Haushalt die Gelder für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe, die dem Entwicklungsministerium zur Verfügung stehen, deutlich gekürzt. Der Etat des Entwicklungsministeriums sinkt in diesem Jahr um knapp eine Milliarde Euro auf 10,3 Milliarden Euro, für das kommende Jahr ist eine weitere Kürzung um mehr als 300 Millionen Euro vorgesehen.

KNA

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