
Höher, schwerer, spektakulärer: Kirchenprojekte auf Rekordjagd
Rio de Janeiro ‐ Megakirchen, riesige Christus-Statuen und tonnenschwere Glocken: Kirchliche Gemeinschaften auf der ganzen Welt wetteifern um neue Rekorde. Doch hinter manchen Vorhaben steht ein Fragezeichen.
Aktualisiert: 16.07.2025
Lesedauer:
Wer meint, spektakuläre Kirchenbau-Projekte seien ein Phänomen der Vergangenheit, liegt falsch. Weltweit liefern sich christliche Glaubensgemeinschaften zurzeit einen regelrechten Überbietungswettbewerb um teils mehr als 100 Jahre alte Rekorde.
Hotspot der globalen Jagd nach neuen kirchlichen Höchstmarken ist Spanien mit gleich zwei schlagzeilenträchtigen Vorhaben. International meistbeachtet ist sicherlich der kurz vor Vollendung stehende Bau des weltberühmten Gotteshauses Sagrada Familia in Barcelona. 2026, spätestens zum 100. Todestag des Architekten Antoni Gaudí, soll das 1882 begonnene Projekt fertig sein. Mit 172,50 Metern wird die Sagrada Familia den höchsten Kirchturm der Welt haben. Der 1890 vollendete Turm des Ulmer Münsters (s. Beitragsbild) rutscht dann mit rund 162 Metern auf Platz zwei.
Doch damit nicht genug: Eine Gruppe frommer Spanier namens „Vereinigung der Gläubigen des heiligen Herzens Jesu von Boadilla“ hat sich laut örtlichen Medienberichten vorgenommen, den „größten Christus der Welt“ zu bauen. Mit einer Höhe von 37 und einer Armspannweite von 60 Metern soll er dem über Rio thronenden Cristo Redentor Konkurrenz machen. Die Fertigstellung in der Gemeinde nahe Madrid wird für 2030 angepeilt.
Doch hinter dem 18 Millionen Euro teuren Vorhaben stehen Fragezeichen. In Boadilla del Monte können sich nur Teile der Bevölkerung mit solch einem Werk identifizieren. Und was offenbar nicht bis zu den spanischen Planern durchgedrungen ist: Mit dem Titel des „größten Christus der Welt“ dürfte es ohnehin nichts werden. Der bereits 2024 fertiggestellte Beschützer in der indonesischen Provinz Nord-Sumatra ist mit angegebenen 61 Metern weit höher und der ganze Stolz der katholischen Bischofskonferenz in dem mehrheitlich islamischen Land.
Die christliche Rekordjagd beschränkt sich also keineswegs auf Europa. Wer echte Höchstmarken erreichen will, muss auch exotische Länder im Blick haben, die seit Jahren mitmischen – oft weitgehend unbemerkt vom internationalen Medienradar.
Rekordjagd – nicht nur in Europa
So wollte auch die Elfenbeinküste in Westafrika mit dem Bau des afrikanischen Petersdoms einen Rekord aufstellen. Eingeweiht wurde die Basilika Notre-Dame-de-la-Paix 1990 in Yamoussoukro. Der erste Präsident des Landes seit der Unabhängigkeit von Frankreich, Félix Houphouët-Boigny (1905-1993), machte seinen Heimatort 1983 zur Hauptstadt. Im Ensemble der repräsentativen Neubauten durfte eine Kirche nicht fehlen.

Menschen sitzen an einer staubigen Straße vor der Basilika Notre-Dame-de-la-Paix am 24. November 2019 in Yamoussoukro (Elfenbeinküste). Ein Mann fährt Motorrad, Tüten liegen am Straßenrand.
Mit 158 Metern ist die Basilika höher als der Petersdom in Rom. Zudem verfügt sie über 7.400 Quadratmeter Buntglasfenster; offiziellen Angaben zufolge wurden auf dem riesigen Gelände 400.000 Bäume, Hecken, Sträucher und Blumen gepflanzt. Als Vorbild dienten die Gärten von Versailles.
Der pompöse Bau verfügt zwar über 7.000 Sitz- und 11.000 Stehplätze, soll aber nur ein einziges Mal voll besetzt gewesen sein – am Tag der Weihe. Bis heute gilt er eher als Fremdkörper, der Pilger und Touristen aus der Region anzieht, aber weniger die Katholiken vor Ort.
Anders verhält es sich mit dem jüngsten erfolgreichen Rekordversuch: „Vox Patris“ – Stimme des Vaters. So heißt die Glocke, die Ende Juni nach monatelanger Reise im brasilianischen Wallfahrtsort Trindade ankam. Bei ihrer Weihe waren rund 20.000 Pilger dabei.
Die Mega-Glocke wiegt 55 Tonnen, ist vier Meter hoch und wird mit Hilfe von Motoren betrieben. Elf Jahre hatten die Handwerker an ihr gearbeitet. Hinzu kam eine lange Schiffsreise, da „Vox Patris“ aus einer polnischen Glockengießerei stammt.
Ihren endgültigen Bestimmungsplatz hat sie in einem Ensemble mit zwei kleineren Glocken noch nicht eingenommen. Dieser soll in der neuen Basilika von Trindade sein, die aber noch nicht fertig ist. Sie soll – wieder ein Superlativ – ebenfalls zu den größten Kirchengebäuden der Welt zählen. Gebaut wird daran schon seit Jahren. Doch nicht zuletzt ein Finanzskandal im Jahr 2020 verzögerte die Arbeiten erheblich.

Illegale Migration auf den Kanaren stark zurückgegangen

Höher, schwerer, spektakulärer: Kirchenprojekte auf Rekordjagd

Einigung bei 42 Grad

Spanien erleichtert Aufenthalt für hunderttausende Migranten

Weggefährten: Leo XIV. ist überaus reisefreudig
