Flagge von Ecuador Symbolbild
Bischöfe rufen zu Dialog auf

Ecuador zwischen Attentatsversuch und Vermittlungsbemühungen

Quito  ‐ Im Andenstaat Ecuador sorgt ein landesweiter Streik für verhärtete Fronten. Präsident Noboa soll nur knapp einem Mordanschlag entgangen sein. Die katholische Kirche versucht, inmitten dieser Gemengelage zu vermitteln.

Erstellt: 12.10.2025
Aktualisiert: 10.10.2025
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Von Tobias Käufer (KNA)

Die Fahrzeuge des Konvois zeigen Einschusslöcher an den Türen, das Panzerglas ist zersplittert. „Bevor wir das Stadion erreichten, tauchten 500 Personen auf und warfen Steine, und es gibt Einschusslöcher im Auto des Präsidenten“, berichtete Ecuadors Energie- und Umweltministerin Inés Manzano. Sie stellte wenig später Strafanzeige wegen versuchten Mordes. Präsident Daniel Noboa blieb bei dem mutmaßlichen Attentatsversuch am Dienstag (Ortszeit) in der Provinz Cañar unverletzt. Regierungen aus Panama, Kolumbien, Peru und Costa Rica verurteilten den Angriff noch am selben Tag.

In der Zwischenzeit wurden fünf Tatverdächtige festgenommen, die allerdings alle Vorwürfe bestreiten. Ihr Anwalt erklärte: „Sie geben an, dass sie zu keinem Zeitpunkt gewalttätige Handlungen begangen haben. Keiner von ihnen war bei der Demonstration dabei.“ Eine Anhörung vor einem Richter soll folgen. Der Ausgang ist ungewiss.

Damit erreichen die ohnehin schon enormen Spannungen in dem südamerikanischen Land einen weiteren Höhepunkt. Seit Tagen spielt sich ein erbitterter Machtkampf zwischen dem konservativen Präsidenten und Unternehmersohn Noboa auf der einen und Indigenen-Verbänden auf der anderen Seite ab. Auch mit dem Verfassungsgericht liegt Noboa im Streit. Einerseits will er Fragen für ein Referendum am zuständigen Verfassungsgericht vorbei durchsetzen. Andererseits kritisieren Indigenen-Vertreter die Streichung von Treibstoffsubventionen: Dies treffe vor allem ärmere Bevölkerungsgruppen. Ein landesweiter Streik soll das verhindern.

Vieles erinnert an die Proteste aus den Jahren 2019 und 2022. Damals konnte die katholische Kirche eine weitere Eskalation verhindern. Sie brachte die Konfliktparteien gemeinsam mit den Vereinten Nationen an einen Tisch – am Ende gaben die Streithähne einander die Hand.

Bischöfe rufen zum Dialog auf

Erst kürzlich riefen die ecuadorianischen Bischöfe Regierung, soziale Bewegungen, Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft zur Zusammenarbeit auf. Es müsse ein Ausweg aus der verfahrenen Situation gefunden werden. „Wir Bischöfe Ecuadors werden weiterhin mit unseren Worten und Taten dazu beitragen, Wege des Dialogs und der Versöhnung zu ebnen, um Ecuador eine Zukunft zu sichern, in der alle Menschen Chancen auf Entwicklung und Fortschritt haben“, erklärte das Episkopat.

Noboa selbst weist den Vergleich mit Protesten vergangener Jahre zurück. Er sieht sich im Recht und will sich gegen die Widerstände durchsetzen: „Dies ist nicht die Regierung von 2019, es ist nicht die von 2022, es ist eine starke Regierung, die solidarisch und einfühlsam ist.“

Unter dem Eindruck des jüngsten Attentatsversuchs sagte der Staatschef, es sei an der Zeit, für eine neue Entwicklung zu kämpfen. Dies müsse auf friedliche, intelligente und kollektive Weise geschehen. „Folgt nicht den schlechten Beispielen derer, die uns aufhalten wollten, damit ich nicht hier bei dieser Veranstaltung bin“, sagte Noboa beim Auftritt in einer Schule. „Solche Angriffe werden im neuen Ecuador nicht akzeptiert, das Gesetz gilt für alle“, betonte er und fügte hinzu: „Wir werden nicht zulassen, dass ein paar Vandalen uns daran hindern, für euch zu arbeiten.“

In Ecuador kommt es immer wieder zu brutalen Angriffen auf Politiker. Der tödliche Mordanschlag auf den Präsidentschaftskandidaten und Investigativ-Journalisten Fernando Villavicencio im Jahr 2023 sorgte weltweit für Entsetzen. Er hatte über Korruption und den Aufstieg der Drogenmafia im Land berichtet.

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