
Viele Tote bei Erdrutsch im Sudan
Khartum ‐ Die nächste Katastrophe im Sudan: Eine Schlammlawine hat Hunderte Menschen im Westen des Landes verschüttet. Doch bis Hilfe kommt, kann es Tage dauern.
Aktualisiert: 03.09.2025
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Nach dem schweren Erdrutsch im Marra-Gebirge im Westen des Sudans ist das gesamte Ausmaß weiterhin unklar. Erste Schätzungen gingen von 1.000 Toten aus. „Die Teams von Ärzte ohne Grenzen im Sudan stehen nach dem Erdrutsch im Dorf Tersin in der Region Darfur in Kontakt mit lokalen Behörden und internationalen Organisationen“, sagte die Organisation am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Tagelange Regenfälle hatten am Sonntag zu dem Erdrutsch geführt. Anschließend begruben Schlamm und Geröll ein ganzes Dorf.
Bekannt geworden war das Unglück erst durch eine Mitteilung der bewaffneten Rebellengruppe „Sudanesische Befreiungsarmee“ in der Nacht zu Dienstag, aus der verschiedene Medien zitieren. Die Rebellengruppe ist seit Jahren in der Region Darfur aktiv. Ihren Angaben zufolge kamen 1.000 Menschen ums Leben. Unabhängig prüfen lässt sich die Zahl nicht. Die Gruppe bat die UN um Hilfe bei der Bergung der Menschen.
Antoine Gérard, stellvertretender UN-Koordinator für humanitäre Angelegenheiten im Sudan, sprach im Sender BBC am Mittag von mindestens 370 Toten. Da das Gebiet sehr schwer zugänglich sei, sei es schwer, die genaue Zahl der Todesopfer einzuschätzen.
Auch sei es schwierig, schnelle Hilfe zu leisten, so Gérard: „Wir haben keine Hubschrauber, alles wird mit Fahrzeugen über sehr holprige Straßen transportiert.“ Und das in der Regenzeit: „Manchmal müssen wir Stunden, vielleicht ein oder zwei Tage warten, um ein Tal zu durchqueren“, sagte der UN-Experte.
Im Sudan im Nordosten Afrikas tobt seit April 2023 ein Bürgerkrieg, in dem die Armee und die Rebellengruppe Rapid Support Forces (RSF) um die Macht kämpfen. Darüber hinaus gibt es weitere bewaffnete Gruppen. Mittlerweile sind rund zwölf Millionen Menschen auf der Flucht. Die Lage gilt als die größte Vertreibungskrise weltweit.
Bischof aus dem Südsudan: Nicht nur Naturkatastrophe
Für Eduardo Hiiboro Kussala, Bischof von Tombura-Yambio im Nachbarland Südsudan, liegt die Ursache für den Erdrutsch nicht nur in den anhaltenden Regenfällen. Er sieht sie vielmehr in der „Umweltzerstörung, dem Chaos des Krieges und der Gleichgültigkeit der Welt gegenüber der humanitären Krise im Sudan“ begründet.
„Wir sollten diese Tragödie nicht nur mit schmerzenden Herzen analysieren, sondern auch mit einem Verstand, der versucht, zu verstehen, zu verhindern und zu schützen“, wird Bischof Hiiboro Kussala vom Missionspressedienst Fides zitiert. Jetzt müsse man mehr denn je alle gläubigen Menschen ermutigen, sich über religiöse und regionale Grenzen hinweg zusammenzuschließen, um auf klimabedingte Katastrophen zu reagieren, den Frieden zu fördern und als Hüter der Erde Gottes für die Schöpfung zu sorgen.
Papst betet für die Opfer
Nach dem Erdrutsch im Sudan hat Papst Leo XIV. seine Verbundenheit bekundet. Er sei allen nahe, die von dieser Katastrophe betroffen seien, und bete für die Opfer sowie für die Rettung der Vermissten, hieß es in einem am Dienstag vom Vatikan veröffentlichten Telegramm an den Leiter des katholischen Bistums Al-Ubayyid, Bischof Yunan Tombe Trille Kuku Andali. Der Papst ermutigte Katastrophenhelfer und zivile Behörden in dem Bürgerkriegsland, ihre Bemühungen fortzusetzen.
KNA
03.09.2025: Einschätzung von Bischof Hiiboro Kussala hinzugefügt

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